by Dr. Adeline Hurmaci, 06.12.24
Bilingual erziehen als Nicht-Muttersprachler*in, darf man das machen? Viele Eltern kommen zu mir mit dieser Frage. Viele von ihnen haben bisher immer gehört, sie dürften nur ihre Muttersprache mit ihrem Kind sprechen.
Mehrsprachigkeit bietet zahlreiche Vorteile: von kulturellem Verständnis über bessere berufliche Perspektiven bis hin zu einer allgemein flexibleren Denkweise. In monolingual geprägten Ländern wie Deutschland gilt jedoch oft die Vorstellung, dass Mehrsprachigkeit die „perfekte Einsprachigkeit“ beeinträchtigen könnte. Doch diese Annahme ist überholt. Studien zeigen, dass das Erlernen mehrerer Sprachen die Sprachentwicklung nicht behindert, sondern fördert – vorausgesetzt, es wird der richtige Rahmen geschaffen und - ganz wichtig - die Beziehung zum Kind und die Kommunikation mit dem Kind wird dadurch nicht beeinträchtigt.
In meinen Augen spricht nichts dagegen, seinem Kind eine Sprache weiterzugeben, die nicht die eigene Muttersprache ist. Doch es gibt einige Dinge, die unbedingt beachtet werden sollten. In diesem Artikel erfährst du, welche das sind und wie du das Ganze angehen kannst.
Bevor du beginnst, dein Kind bilingual zu erziehen, solltest du dir drei wesentliche Fragen stellen:
Warum möchtest du dein Kind bilingual erziehen? Diese Frage ist entscheidend, denn ein starkes „Warum“ hilft dir, auch bei Rückschlägen motiviert zu bleiben und es durchzuziehen. Ein starkes „Warum" wäre z.B. eine ganz starke und persönliche Verbindung zur Sprache (z. B. kulturelle Wurzeln).
Überleg dir auch, was genau dein Ziel ist: Soll dein Kind nur ein Gefühl für die Sprache und eine Verbindung zu der Sprache entwickeln oder soll es in der Lage sein, sie schon in frühen Jahren aktiv zu sprechen?
Für eine – wie ich sie nenne – „Frühsensibilisierung“ wären Lieder, Bücher, Spiele und andere Medien in der Zielsprache ausreichend. Wenn dein Ziel jedoch die nachhaltige aktive Sprachverwendung ist, benötigt dein Kind regelmäßigen und intensiven Kontakt zur Sprache.
Welches Ziel du dir setzt, wird wahrscheinlich direkt mit der Antwort auf die nächste Frage zusammenhängen. Diese Frage lautet:
Die entscheidende Frage ist: Soll die Sprache deine Hauptkommunikationssprache werden oder lediglich eine „Zeit-Sprache“? Für eine frühe Sensibilisierung reicht es völlig aus, die Sprache nur gelegentlich einzusetzen. Möchtest du jedoch, dass dein Kind die Sprache aktiv spricht, ist deutlich mehr Input erforderlich.
Es kann gut sein, dass du eine Fremdsprache auf ein muttersprachliches Niveau beherrschst. Wenn du dich in dieser Sprache sicher und wohl fühlst, ist es durchaus realistisch, dein Kind bilingual zu erziehen. Dabei ist jedoch eines besonders wichtig: Die Kommunikation mit deinem Kind sollte fließend und authentisch sein.
Was bedeutet das konkret? Lass mich das anhand eines Beispiels erklären:
Stell dir vor, du unterhältst dich mit deinem Kind und möchtest etwas ausdrücken, findest aber nicht die passenden Worte in der Fremdsprache. In deiner Muttersprache könntest du viel präziser sein. Du entscheidest dich dennoch, nichts zu sagen, um die Fremdsprache nicht zu verlassen.
Davon rate ich ab. In solchen Momenten ist es besser, den Gedanken in deiner Muttersprache auszusprechen, statt zu schweigen. Das ist enorm wichtig.
Am Ende geht es darum, dass dein Kind einen uneingeschränkten Zugang zur Sprache hat – und zur Kommunikation insgesamt. Solltest du feststellen, dass du oft an sprachliche Grenzen stößt, solltest du überlegen, wie du deine eigenen Sprachkenntnisse weiter vertiefen kannst. Alternativ könnte es sinnvoller sein, eine andere Kommunikationsstrategie zu wählen.
Diese Frage wirft zwei weitere wichtige Aspekte auf. Der erste ist: Mit wie vielen Sprachen hat dein Kind bereits Kontakt, und welchen Input erhält es in den jeweiligen Sprachen?
Damit die Zwei- oder Mehrsprachigkeit erfolgreich gefördert werden kann, ist es entscheidend, das gesamte sprachliche Umfeld des Kindes zu betrachten. Wo, wie oft und in welchem Umfang kommt dein Kind mit den unterschiedlichen Sprachen in Berührung?
Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Hat oder hätte dein Kind Kontakt zu Muttersprachler*innen?
Das wäre äußerst empfehlenswert, denn solche Personen können als Vorbilder für die korrekte Verwendung der Sprache dienen – insbesondere, was die Aussprache betrifft. Hier könntest du beispielsweise überlegen, ob eine bilinguale Kita infrage kommt, um diesen Kontakt zu fördern.
Und schließlich stellt sich noch die Frage: Wie startest du optimal mit der bilingualen Erziehung?
Wenn du einmal diese fragen für dich beantwortet hast, kannst du folgende Schritte gehen:
Mehrsprachig erziehen bedeutet mehr, als nur mehrere Sprachen weiterzugeben. Es muss harmonieren. Es ist Teamarbeit! Deshalb solltet ihr euch als Paar damit auseinandersetzen:
Wie steht dein Partner oder deine Partnerin zu der Idee? Wo gibt es eventuell Bedenken, und wie kannst du diese ausräumen? Bezieh dich gerne auf den ersten Teil dieses Artikels oder wirf einen Blick in meinen Artikel zu den „Vor- und Nachteilen“.
Und so sind wir schon beim nächsten Punkt: Dem Fahrplan. Er dient euch zur Orientierung. Dieser Fahrplan muss u.a. zwei Elemente beinhalten: Die Gestaltung der Kommunikation innerhalb der Familie und die Gestaltung von Sprachumfeld im Allgemeinen.
Denn ja, nicht nur ihr Eltern bietet eurem Kind Sprachkontakt an. Es gibt noch weitere Personen, die in seinem Alltag eine Rolle spielen bzw. spielen werden. Überlegt euch: Welche Sprachen werden da gesprochen oder sollten gesprochen werden?
Es ist u.a. wichtig zu überlegen, ab welchem Alter euer Kind in eine Betreuungseinrichtung gehen soll und welche Sprache(n) dort gesprochen werden soll. In dem Fall wo du als Nicht-Muttersprachler bilingual erziehen möchtest, könnte eine bilinguale Kita sinnvoll sein, damit das Kind eben kontakt zu Native-Speakern hat.
Je mehr ein Kind in Kontakt mit einer Sprache ist, desto besser sind die Chancen, dass es diese Sprache gut lernt und auch anwendet.
Deshalb ist es absolut notwendig, von Anfang an eine Familienstrategie auszusuchen, die bestimmt, wie in der Familie kommuniziert wird. Die Struktur (u.a. das Nicht-Durcheinander-Anwenden der Sprachen durch die Eltern) ist vor allem deshalb so wichtig, weil sie gewährleisten kann, dass jede Sprache genug Input bekommt und erleichtert eurem Kind das Einsteigen in die Sprache.
Vom Eine-Person-eine Sprache-System (jeder Elternteil spricht nur seine Sprache mit dem Kind) hast du sicherlich schon gehört. Es gibt andere Strategien, die auch wunderbar funktionieren und sogar oft notwendig sind. Hier empfiehlt es sich sehr, nach einer Lösung zu suchen, die ganz individuell an eure Familiensituation und das Sprachumfeld eueres Kindes angepasst ist.
Welche Strategien es gibt, kannst du in meinem Blogartikel Mehrsprachig erziehen: Wie? nachlesen:
Überlegt euch, welche Möglichkeiten ihr bei euch in der Familie habt und wie ihr sie optimal nutzen könnt.
Bilingual erziehen als Nicht-Muttersprachler*in mag auf den ersten Blick herausfordernd erscheinen, ist aber mit der richtigen Vorbereitung und Einstellung absolut machbar. Der Schlüssel liegt darin, ein klares Ziel zu setzen, ehrlich mit den eigenen Sprachkenntnissen zu sein und das sprachliche Umfeld deines Kindes gezielt zu gestalten.
Mehrsprachigkeit ist eine Bereicherung, die deinem Kind viele Vorteile bieten kann – von kulturellem Verständnis bis hin zu verbesserten kognitiven Fähigkeiten. Gehe diesen Weg mit Zuversicht und Kreativität.
Bei Fragen oder Bedarf zögere nicht, über das Kontaktformular auf meiner Homepage Kontakt zu mir aufzunehmen.
Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg!
Ich begleite euch auf eurem Weg!
Ich begleite euch auf eurem Weg!
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Dr. Adeline Hurmaci
"Mehrsprachig erziehen ist eine Kunst; die Kunst, bei seinem Kind die innere Motivation für das Lernen seiner Sprachen zu pflegen."
Ich weiß, wie es sich anfühlt, in der Öffentlichkeit eine andere Sprache mit seinem Kind zu sprechen; ich weiß, wie es sich anfühlt, mit mehreren Sprachen im Familienalltag zu jonglieren; und ich weiß, welche Sorgen euch als Eltern begleiten.
Mein Name ist Dr. Adeline Hurmaci, ich komme gebürtig aus Frankreich, bin promovierte Kulturwissenschaftlerin und Expertin für frühkindliche Mehrsprachigkeit. Zusammen mit meinem türkisch sprechenden Mann ziehen wir unsere zwei Söhne (8 und 2) dreisprachig auf.
Ich weiß, wie es sich anfühlt, in der Öffentlichkeit eine andere Sprache mit seinem Kind zu sprechen; ich weiß, wie es sich anfühlt, mit mehreren Sprachen im Familienalltag zu jonglieren; und ich weiß, welche Sorgen euch als Eltern begleiten.
Ich weiß auch, dass eine erfolgreiche und glückliche Mehrsprachigkeit keine Selbstverständlichkeit ist und „Arbeit” erfordert. Und gleichzeitig weiß ich, dass sie nicht zu einer zusätzlichen Belastung für die Familie werden dürfte, sondern sich leicht und bereichernd anfühlen sollte.
Deshalb habe ich Herzenssprachen im Jahr 2019 ins Leben gerufen. In den letzten fünf Jahren habe ich mit meiner Methode schon über 80 Familien auf ihrem Weg zur glücklichen Mehrsprachigkeit erfolgreich begleitet.
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