Wie du dein Kind nach Maria Montessori zu Hause sprachlich förderst

03/05/2021

 

 

Einleitung

Maria Montessori betrachtet den Erwachsenen als begleitende Person, die neben dem Kind steht und nicht als leitende Person, die über dem Kind steht. Der Erwachsene bereitet das Umfeld vor, berücksichtigt dabei den Entwicklungsstand des Kindes und seine Interessen. Kinder haben eine innere Lernmotivation” [1] und sind von Natur aus neugierig. Maria Montessori unterscheidet unterschiedliche sensible Phasen”, in denen Kinder ein besonderes Interesse für bestimmte Lernkomponenten oder Themen zeigen. Eine dieser Phasen ist die sprachsensible Phase. Sie hält etwa bis zum 4. Lebensjahr an. In dieser Zeit fällt der Erwerb mehrerer Sprachen am leichtesten. Aus diesem Grund empfehle ich Eltern immer den Weg des doppelten Erstspracherwerbs zu gehen, wenn dieser sich anbietet. 

In diesem Blog-Beitrag möchte ich auf drei grundlegende Aspekte eingehen, entlang derer der Spracherwerb unterstützt werden kann. Wir als Eltern sollten ein Umfeld für unsere Kinder kreieren, in dem sie ihren Drang nach Entdeckung und Lernen nachgehen können. Und für uns mehrsprachig erziehende Eltern bedeutet dies ein Umfeld zu schaffen, in dem unsere kleinen Kinder, ihr - ohnehin anwesendes - Interesse für die Sprachen in ihrem Umfeld nachgehen können und ihre bilinguale oder multilinguale Kompetenz entfalten können.  

Den Raum gestalten

Je mehr ein Kind in den familiären Alltag einbezogen wird, desto besser wird sich seine Sprachkompetenz entwickeln [2]. Warum? Weil die Verknüpfung zwischen Wort und Gegenstand bzw. Wort und Handlung greifbar wird. Dadurch ist das Kind in der Lage, sich Wörter besser zu merken und schneller wieder  anzuwenden. Deshalb sollte dem Kind schon sehr früh ermöglicht werden aktiv zu werden und seinen Interessen zu folgen.  Zum Beispiel sollten sich fürs Kochen, Anziehen oder Zähne-Putzen, Gegenstände in seiner Reichweite befinden, die von ihm selbstständig benutzt werden können. Kinder wollen selbständig werden und erfahren dabei Freude und Selbstwirksamkeit, was wiederum ihre Lust zu kommunizieren stärkt. 

Zudem sollte auf eine gewisse Ordnung geachtet werden, denn diese ermöglicht dem Kind, sich selbst auszusuchen, worauf es den Fokus legen möchte. Wenn zu viele Sachen vorhanden sind, wird das Kind womöglich davon überfordert sein. Außerdem bieten Ordnung und Struktur (z.B. in Form von Ritualen) Orientierungspunkte und Sicherheit.

Passendes Angebot schaffen

Hier heißt das Motto: Fördern ohne zu überfordern. Spielmaterialien sollten vom Schwierigkeitsgrad her an das Kind und seinen Entwicklungsstand angepasst sein, so dass es weder langweilig noch zu schwierig wird [3]. Es sollten Spielmaterialien sein, die sich auf den Erwerb einer Fähigkeit fokussieren und nicht mehrere gleichzeitig fördern [4]. Naturmaterialien sollten insofern bevorzugt werden, als kleine Kinder mit allen Sinnen erkunden. Und sie sollen es uneingeschränkt und gefahrlos tun können.

Beim Spielen ist es wichtig, oft dem Kind die Möglichkeit zu geben, sich selbst etwas auszusuchen und nicht sofort etwas vorzuschlagen, oder das Spiel vorzugeben. Deshalb sollten auch diverse Spielmaterialien für das Kind zugänglich sein. Außerdem sollte ein spielendes oder konzentriertes Kind möglichst nicht gestört werden. 

Natürlich sind Bücher wichtige Alltagsbegleiter und sollten für das Kind schon vom ersten Lebensjahr an zugänglich sein. Auch bei der Auswahl von Büchern sollte darauf geachtet werden, dass sie an das Alter angepasst sind. In den ersten Jahren eignen sich alltagsnahe und realistisch illustrierte  Geschichten besonders gut, denn dann kann die Verbindung zum Alltag leichter hergestellt werden. Ganz am Anfang sollten es Bücher mit einzelnen Bildmotiven und nur einzelnen Wörtern sein.  

Sprachspiele sind auch eine wunderbare Möglichkeit, bestimmte Sprachkomponente  gezielt zu fördern. Manche fördern eher das Sprachgefühl, andere bereichern den Wortschatz oder fördern die Anwendung von Pronomen, Artikeln und Satzbau.  

Mit dem Kind gerecht sprechen und umgehen 

Mit Sprache wird man nicht geboren. Die Sprache erfährt ein Kind von anderen Menschen. Es wächst in die Sprache hinein mit Wörtern, die es wieder und wieder hört” [5]. Deshalb ist es nicht nur wichtig, viel mit seinem Kind zu sprechen, sondern auch auf eine gewisse Wortwahl zu achten. Wir Eltern sollten versuchen, möglichst viel die Welt um uns herum zu beschreiben, unsere Handlungen mit Sprache zu begleiten und dabei eine reichhaltige Sprache” zu verwenden [6]. Das bedeutet u.a., Verniedlichungen zu vermeiden und Gegenstände so präzise wie möglich zu benennen (z.B. wird ein Löwenzahn als Löwenzahn” bezeichnet und nicht einfach als Blume) [7]. Wir Eltern sollten früh Gespräche mit unseren Kindern führen, auch wenn wir das Gefühl haben, dass sie uns noch nicht ganz verstehen. Dabei sollten wir darauf achten, unserem Kind genug Zeit zum Reagieren zu geben und ihn/sie nicht beim Sprechen zu unterbrechen.

Zusammenfassung

Diese Punkte dienen als Orientierungspunkte und bilden eine gute Grundlage für eine gute Sprachentwicklung. Liebe Eltern, ihr solltet nicht den Anspruch haben, alles perfekt” machen zu wollen. Doch je bewusster euer Umgang mit Sprache ist, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche - und glückliche - Mehrsprachigkeit eurer Kinder. 

 

Quellen: 

[1] vgl. Davis 2020: 32. 

[2] vgl. Montessori 1992: 147.

[3] vgl. Davis 2020: 44.

[4] vgl. Davis 2020: 43.

[5] Zboralski 2013: 78.

[6] vgl. Davis 2020: 72.

[7] vgl. Davis 2020: 33.

 

Davis, Simone (2020): Montessori für Eltern. Wie Kleinkinder achtsam und selbstständig aufwachsen, Weinheim Basel: Beltz Verlag. 

Montessori, Maria (1992): Dem Leben helfen, Freiburg: Herder.

Zboralski, Katrin (2013): Kreative Sprachförderung nach Maria Montessori, Freiburg/Basel/Wien: Herder. 

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