Wie wir mit Ablehnung unserer Sprachen umgehen – Impulse für mehrsprachige Familien 

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Sprichst du mit deinem Kind eine andere Sprache als die des Landes, in dem ihr lebt, hast du vielleicht schon Ablehnung oder Unverständnis für deine Sprache erfahren. In diesem Artikel gebe ich dir wertvolle Impulse, wie du damit umgehen kannst – und warum es so wichtig ist, zu 100 % hinter deiner Sprache zu stehen

Der Satz „Hier wird Deutsch gesprochen“ und seine Wirkung auf Kinder

Wenn du in Deutschland lebst, hast du diesen Satz vielleicht schon gehört – in der Kita, auf der Straße oder sogar von deinem Kind selbst. Für viele Eltern und Kinder gehört er zum Alltag, besonders Familien, die keine sogenannten „Prestigesprachen“ sprechen.

Ich erlebe das selbst: Wenn meine Kinder Französisch sprechen, bekommen wir oft positive Rückmeldungen wie: „Wie schön, dass deine Kinder Französisch sprechen!“

Mein Mann, der mit unseren Kindern Türkisch spricht, erlebt hingegen kaum solche positiven Reaktionen. Stattdessen hören Eltern, die Türkisch, Persisch, Polnisch, Russisch oder Arabisch sprechen, häufig:
„Sprechen Sie bitte Deutsch mit Ihrem Kind – wir sind hier in Deutschland.“

Viele Eltern berichten mir, dass diese Erfahrungen zunehmen. Besonders im aktuellen gesellschaftlichen Kontext trauen sich immer mehr Menschen, solche Aussagen laut auszusprechen. Auch im Kindergarten erleben Kinder manchmal, dass ihre Sprachen nicht willkommen sind – sei es von Fachkräften oder anderen Kindern.

Ich verstehe sehr gut, dass das irritierend und verunsichernd sein kann, weil das Kind in dem Moment nicht verstanden wird. Doch es gibt Wege, Kinder sanft in die deutsche Sprache zu begleiten, ohne die Familiensprache abzuwerten – und diese Wege sollten immer gewählt werden.

Denn Worte wie „Hier wird Deutsch gesprochen“ wirken oft stärker, als wir denken. Sie können Kinder verunsichern und dazu führen, dass sie ihre Herkunftssprache seltener sprechen möchten. Das kann ihr Selbstbewusstsein, ihre Motivation und sogar die Beziehung innerhalb der Familie beeinträchtigen.

Wie reagieren wir als Eltern? Tipps für starke Kinder und ein gesundes Verhältnis zu Sprache

Hier sind einige Tipps, die in jedem Kontext helfen:

Tipp 1: Nimm es nicht persönlich

Egal, ob die Ablehnung von deinem Kind kommt oder von außen: Versuche, es nicht persönlich zu nehmen. Kinder wiederholen oft einfach, was sie gehört haben, ohne die volle Bedeutung zu verstehen. Und Erwachsene handeln häufig aus Unsicherheit oder fehlendem Wissen. Kurz gesagt: Es hat nichts mit dir persönlich zu tun.

Tipp 2:  Lass dich nicht verunsichern

Vielleicht hast du selbst Erfahrungen gemacht, die dich geprägt haben, und fürchtest, dass dein Kind Ähnliches erleben könnte. Aber hier kommt die gute Nachricht: Du kannst dein Kind stärken!

Mehrsprachigkeit ist ein Geschenk – egal welche Sprachen im Spiel sind. Das Lernen einer Sprache beeinträchtigt nicht das Lernen einer anderen. Jede Sprache hat ihren eigenen Wert, unabhängig von gesellschaftlichem Prestige. Kinder, die ihre Sprachen als etwas Positives erleben, profitieren in ihrer Entwicklung, ihrer Identität und im Aufbau einer starken Bindung zu ihren Eltern.

Tipp 3: Sei ein Vorbild

Zeige deinem Kind, dass alle seine Sprachen wertvoll sind. Reagiere ruhig, gelassen und positiv. Sprich die Familiensprache auch in der Öffentlichkeit, ohne Scham. Gleichzeitig kannst du die andere Sprache wertschätzen – zum Beispiel, indem du sie selbst lernst oder Lieder aus der Kita zusammen mit deinem Kind singst.

Tipp 4: Sprich mit deinem Kind über Erfahrungen

Falls dein Kind negative Erfahrungen gemacht hat, sprich offen darüber. Kinder verstehen oft mehr, als wir ihnen zutrauen. Erzähle von deinen eigenen Gefühlen und höre deinem Kind zu. Positive Gespräche stärken die emotionale Bindung und helfen deinem Kind, Freude und Nähe mit der Sprache zu verbinden.

Tipp 5:  Schaffe positive Sprach-Erlebnisse

Sorge dafür, dass dein Kind schöne Erfahrungen mit der Familiensprache macht – durch gemeinsame Aktivitäten, Spiele oder kreative Projekte. So verknüpft dein Kind die Sprache mit Nähe und Freude.

Schlusswort

Kinder, die mit mehreren Sprachen aufwachsen und erleben, dass jede Sprache ein Geschenk ist, können später Brücken zwischen Kulturen bauen und die Gesellschaft positiv beeinflussen

Die Welt von morgen soll mehrsprachig, multikulturell und tolerant sein – und wir als Eltern dürfen unseren Kindern das jetzt schon vorleben.

Denn: Jede Sprache zählt. Jede Sprache ist wertvoll.

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