Mehrsprachig erziehen: Wie? Welche Strategien gibt es?

 

Mehrsprachige Erziehung Strategien

15/03/24

Wenn du dein Kind mehrsprachig erziehen möchtest oder es bereits tuest, dann hast du sicherlich schon gehört, dass du nur eine Sprache mit ihm sprechen darfst und, dass das nur deine best-beherrschte Sprache sein darf. 

In diesem Artikel erkläre ich dir, warum das so nicht stimmt und was es für Alternativen gibt. Ich stelle dir die drei bekanntesten Methoden bzw. Strategien vor und für jede Strategie gebe ich dir ein ganz konkretes Beispiel an die Hand, damit du dich orientieren kannst. Ich verrate dir außerdem auch, worüber keiner spricht,  was aber extrem wichtig, um dein Kind erfolgreich mehrsprachig zu erziehen.

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Die drei meistbekannten Methoden der mehrsprachigen Erziehung

Methode 1: OPOL (One Person One Language)

Nach OPOL ist es so, dass jeder Elternteil nur seine Sprache mit dem Kind spricht. Warum ist das die meist bekannte? Einfach weil das die bisher meist erforschte Strategie ist.

Und es wird heute oft noch als das einzig Wahre gepredigt. Dabei ist es oft gar nicht das Sinnvollste (siehe dazu den Blog-ArtikelWarum OPOL nicht immer sinnvoll ist). OPOL macht z.B. Sinn, wenn ein Elternteil eine Sprache weitergeben möchte, zu der sein Kind im Alltag sonst durch niemanden anderen Kontakt hat und er sich in dieser Sprache extrem sicher fühlt.

Beispiel:

Marie kommt aus Frankreich und lebt mit ihrem deutschen Mann und ihrer Tochter Alice in Deutschland. Mit ihrer Tocher spricht sie immer nur französisch, der Papa immer nur Deutsch.

Eine weitere Strategie ist die Trennung nach Raum bzw. Umfeld.

Methode 2: Trennung nach Raum bzw. Umfeld

Da ist es so, dass beide Eltern dieselbe Sprache mit ihrem Kind sprechen, diese aber nicht die Landessprache ist. D.h. das Kind lernt zu Hause und in der Familie eine Sprache, und im Kontakt mit dem Umfeld lernt es die andere.

Beispiel:

Ali und Merve sind beide in Deutschland zweisprachig aufgewachsen. Sie beherrschen beide die türkische Sprache sehr gut und entscheiden sich dafür, immer Türkisch mit ihrem Kind zu sprechen. Das Kind wird Deutsch im Umfeld lernen, z.B. in einem deutschsprachigen Kindergarten.

Die dritte Möglichkeit ist, die Sprachen nach Situationen oder Zeiten zu trennen. 

Methode 3: Trennung nach Situationen bzw. Zeiten

Bei dieser Strategie ist es so, dass die Eltern nicht nur eine, sondern dann zwei oder mehrere Sprachen mit ihrem Kind sprechen und dass die Sprachen je nach Situation gewechselt werden. Das kann z.B. sinnvoll sein, um eine Nicht-Landessprache zu verstärken, die durch einen der beiden Elternteile gesprochen wird. Aber nicht nur, das kann in sehr vielen Fällen Sinn machen, wie z.B. wenn ein Elternteil selber zweisprachig aufgewachsen ist und sich in der einen Sprache nicht sehr sicher fühlt (Siehe dazu auch den Artikel: Meine Muttersprache meinem Kind weitergeben obwohl ich sie nicht perfekt beherrsche?)

Beispiel: 

Ana ist in Deutschland mit Spanisch und Deutsch aufgewachsen. Spanisch hat sie durch ihre Mutter gelernt, sie beherrscht die Sprache gut aber Deutsch deutlich besser. Deutsch ist ihre stärkste Sprache. Im Spanischen fehlt ihr manchmal u.a. der Wortschatz. Nichdesto trotz kann sie in dieser Sprache gut kommunizieren. 

So, wenn man der Empfehlung folgen würde, dass man nur die best beherrschte Sprache mit seinem Kind sprechen darf, dann würde das bedeuten, dass Ana kein Spanisch mit ihrem Kind sprechen darf. Dabei ist Spanisch Teil ihrer identität und sie möchte die sprache gerne weitergeben. und sie kann die Sprache auch gut genug dafür. 

Die gute Nachricht ist: Nein, es wird Anas Sohn nicht verwirren, wenn sie zwei Sprachen mit ihm spricht.

Aber, wenn Ana sich dafür entscheidet, Spanisch nur manchmal mit ihrem Kind zu sprechen, dann werden andere Bedingungen notwendig sein, damit es mit dem Spanischen auch klappt. Denn das allein wird sicherlich nicht reichen, damit ihr Kind Spanisch aktiv spricht.

Und so komme ich zum nächsten und letzten Punkt: den Risiken und dazu, worüber keiner spricht.

Die Risiken und worüber keiner spricht

Egal, welche Methode du wählst: Wenn es nicht die richtige für euch ist, dann wird es nicht funktionieren. Denn früher oder später wird eine Sprache zu kurz kommen. Es wird an Relevanz und/oder an Kompetenz fehlen. Die Strategie ist dafür da, dass du deine Ziele im Hinblick auf die Mehrsprachigkeit erreichst, ohne dass du dein Kind unter Druck setzen musst und ohne, dass die Mehrsprachigkeit für die Familie zur Belastung wird. Und das ist ein ganz essenzieller Punkt, über den keiner spricht, der aber ein wichtiger Bestandteil meiner einzigartigen ELB-Methode (ELB steht für Early Language Bounding - mehr dazu erfährst du hier: Über mich), darstellt. 

Denn es wird immer nur geschaut, welche Sprachen die Eltern mit ihrem Kind sprechen sollen. Aber andere Dimensionen kommen mit rein: Welche Sprachen sprechen die eltern untereinander? Wie fühlt ihr euch mit den Sprachen, wenn ihr alle zusammen seid? Das MUSS bei der Auswahl der Strategie auch mitberücksichtigt werden. 

Eine konkrete Strategie zu haben bedeutet, als Familie einer klaren Linie zu folgen, d.h. festzulegen, wer (wann) mit wem welche Sprache spricht. Ich weiß, dass es im Alltag manchmal schwer fällt, sich daran zu halten. Aber man sollte versuchen, sich so gut es geht an dieser "Regel" zu halten. Hier hilft es, als Eltern ein Team zu sein und sich gegenseitig daran zu erinnern, bei einer Sprache zu bleiben.  Bis es zu einer Routine geworden ist.

Drei wichtige Vorteile einer konkreten Strategie

Eine Strategie auszuwählen hat für euch Eltern und für euer Kind drei Vorteile.

Der erste Vorteil ist, dass eine Strategie den Einstieg in die Sprache für dein Kind erleichtert. 

Zweitens: Nur mit der richtigen, zu euch und eurer Sprachkonstellation passenden Strategie, könnt ihr für eine starke Kompetenz in allen Sprachen für euer Kind sorgen. 

Der dritte Vorteil, der nicht unterschätzt werden darf ist, dass die meisten mehrsprachig erziehenden Eltern sich ohne Strategie früher oder später unsicher fühlen bzw. der Alltag wird für sie irgendwann anstrengend, was dazu führt, dass Konflikte entstehen oder eine Sprache sogar aufgegeben wird. Eine klare Strategie gibt euch eine Orientierung.

Fazit

Wenn du möchtest, dass dein Kind mehrsprachig wird, dann hilft dir eine Strategie dabei. Welche es sein soll, hängt von deinen Zielen aber auch von eurer Sprachkonstellation und dem Sprachumfeld deines Kindes ab. Heute möchte ich dich dazu einladen, dir wirklich Gedanken darüber zu machen und vor allem dabei deinem Herzen zu folgen. Was wünschst du dir für dein Kind und wie kannst du das sicherstellen? 

Wenn du Fragen dazu hast, schreib mir gerne, und abonniere meinen Newsletter, um keine Artikeln und wichtige Impulse mehr zu verpassen. 

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"Mehrsprachig erziehen ist eine Kunst; die Kunst, bei seinem Kind die innere Motivation für das Lernen seiner Sprachen zu pflegen."